WIR ÜBER UNS

Die AWO im Landkreis Ebersberg

Der Ehrenamtliche Vorstand stellt sich vor
Vorstandsbild

v. l. n. r.: Roland Podehl, Georg Hohmann, Gerald Fuchs, Simone Rohrer, Armin Richter, Jürgen Schäpe, Anton Richter, Peter Dingler

Anton Richter bleibt Vorsitzender der Ebersberger AWO

Im generationsübergreifenden „Offenen Haus der AWO“ (OHA) in Vaterstetten fand die im Turnus von vier Jahren stattfindende Kreiskonferenz der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ebersberg mit Vorstandswahlen statt. Da der Kreisverband Träger von zahlreichen Einrichtungen im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ist, hätte der Rahmen nicht passender sein können. Zum Vorsitzenden wurde erneut Anton Richter gewählt, der damit seit 1989 in diesem Amt ehrenamtlich tätig ist.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Anton Richter, sprach Peter Dingler, Bezirksvorstandsmitglied der AWO Oberbayern, ein Grußwort. Er fühlte sich in dem Mehrgenerationenhaus heimisch und war begeistert, was aus dem ehemaligen Jugendzentrum, das er noch aus seiner Zeit als Vaterstettener Bürgermeister kannte, geworden ist. Er hob hervor, dass eine der Fähigkeiten der AWO seit 1919 sei, das Ehrenamt in den Mittelpunkt zu rücken. So seien auch alle Mitglieder des Bezirksvorstandes seit vielen Jahren ehrenamtlich aktiv. Da der Bezirksverband Oberbayern mit seinen 120 Einrichtungen im Unternehmensbereich mittlerweile auf 131 Millionen herangewachsen sei, habe der ehrenamtliche Einsatz aber seine Grenzen erreicht. Daher werde der Bezirksverband auf seiner Bezirkskonferenz am 9. Juli 2016 in Altötting auf ein Präsidiumsmodell umstellen. Deshalb sei er derzeit auf vielen Kreiskonferenzen in ganz Oberbayern vertreten sei, um über die Umstrukturierung zu informieren. „Durch die Umstellung auf ein Präsidiumsmodell fällt die Doppelfunktion des Bezirksvorstandes, auf der einen Seite die Exekutive und auf der anderen Seite die Aufsicht, weg. Denn aus dem bisherigen ehrenamtlichen Bezirksvorstand wird ein ehrenamtliches Aufsichtsgremium und das operative Geschäft wird eine hauptamtliche Geschäftsführung übernehmen, die vom neuen Präsidium gewählt wird“, sagte Peter Dingler über das Präsidiumsmodell.
Auch auf die sinkende Zahl der AWO-Mitglieder ging er ein. Denn die AWO habe bundesweit in den letzten vier Jahren rund 20.000 Mitglieder verloren, was hauptsächlich altersbedingt sei. Es sei notwendig, dass die AWO wieder neue und jüngere Mitglieder gewinne, damit die AWO als Sprachrohr für die Ärmsten in unserer Gesellschaft ein starker Wohlfahrtsverband bleibe. Zudem seien die Ehrenamtlichen für die AWO bedeutend, damit auch in Zukunft die vielen sozialen Angebote durchgeführt werden können. Er freue sich, dass sich die AWO auch im Flüchtlingsbereich stark engagiere. Fast alle oberbayerischen AWO Gliederungen versuchen mit einer guten Willkommenskultur und Willkommensstruktur den geflüchteten Menschen zu helfen, sagte Peter Dingler anerkennend.
Dann spannte er einen Bogen zu dem bevorstehenden 100-jährigen Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt, die 1919 von Marie Juchacz gegründet wurde. „Sie war nicht nur Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht in Deutschland, sondern die erste Frau, die im ersten frei gewählten deutschen Parlament in Weimar eine denkwürdige und damals viel beachtete Rede hielt. Ihre Begrüßungsformel ‚Meine Herren und Damen‘ löste damals im Reichstag Heiterkeit aus“, sagte Peter Dingler rückblickend.
Er informierte darüber, dass zu Ehren der AWO-Gründerin zur 100-Jahr-Feier im Jahr 2019 ein Marie Juchacz-Denkmal aufgestellt werden soll. Auch werde es im Jubiläumsjahr ein neues Grundsatzprogramm der AWO geben, für das derzeit eine spannende Diskussion laufe, bei der jeder mitdiskutieren kann, da es im Internet aufrufbar sei.
Abschließend übermittelte Peter Dingler Grüße und den Dank des gesamten Bezirksvorstandes für die beachtliche ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit im Landkreis Ebersberg und wünschte der Kreiskonferenz einen guten Verlauf.

Danach erläuterte Kreisvorsitzender Anton Richter in seinem Rechenschaftsbericht ausführlich über die Aktivitäten des Kreisverbandes. Er blickte auf das Jahr 1986 zurück, wo die Ebersberger AWO mit der Einrichtung eines Ambulanten Pflegedienstes begann. Seit dieser Zeit seien im Landkreis die AWO Einrichtungen stetig gewachsen und sie laufen erfolgreich, sagte Anton Richter stolz.
So werden derzeit etwa 1.700 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren in mehreren Kinderhäusern, Kinderhorten und Kindergärten und mit Angeboten in verschiedenen Schulen betreut.
Er sei dankbar, dass er seit Jahren auf ein erfahrenes und sehr engagiertes Vorstandsteam sowie auf eine professionell geführte Geschäftsstelle zurückgreifen kann, sagte Richter. Mittlerweile ist der Kreisverband mit seinen zahlreichen Angeboten für Kinderbetreuungseinrichtungen, einem Ambulanten Dienst mit Essen auf Rädern und einer Offenen Behindertenarbeit als Arbeitgeber für 448 Mitarbeiter verantwortlich, von denen 257 in Vollzeit beschäftigt sind, die alle nach dem AWO-Tarif bezahlt werden. Zudem findet mit drei korporativen Mitgliedern, einem Betreuungsverein und 2 Kinderhäusern, ein regelmäßiger Austausch statt.

Den Bericht von Anton Richter ergänzte die Geschäftsführerin des Kreisverbandes, Ulrike Bittner, mit detailliertem Zahlenmaterial aus dem Jahresabschluss 2015, der ein Umsatzvolumen von rund 14 Millionen Umsatz aufweist.
Zur Mitgliederstruktur des Kreisverbandes mit seinen acht Ortsvereinen sagte die Geschäftsführerin, dass es im Jahr 2011 noch 793 Mitglieder gab und 2015 konnten nur noch 661 gezählt werden. Davon seien viele verstorben, aber auch aus persönlichen, gesundheitlichen und finanziellen Gründen ausgetreten. Für sie sei es aber auch wichtig, Nicht-Mitglieder für neue Projekte und bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen. Denn auch diese zählen für sie zu AWO-Mitgliedern.
Vor allem in der Kooperation von Haupt- und Ehrenamt sieht Bittner eine Chance für die AWO, selbst wenn die Zahl der Mitglieder im Landkreis Ebersberg wie andernorts abnimmt. So engagieren sich in der Einrichtung Offene Behindertenarbeit neben den Hauptamtlichen auch viele Ehrenamtliche. Sie betreuen Menschen mit Behinderung im häuslichen Umfeld, organisieren Freizeitaktivitäten, fahren Kindergartenkinder zu Deutschkursen in Schulen, unterstützen die Hausaufgabenbetreuung im Kinderhort oder begleiten Jugendliche durch Mentoring-Projekte beim Übergang von Schule und Beruf. Im Gegenzug treten die Kindergartenkinder wiederum bei Veranstaltungen der Ortsvereine auf, freute sich Ulrike Bittner über den Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.

Nach dem Revisionsbericht von Armin Richter, der Bestätigung einer einwandfreien Finanzführung und die Entlastung des Kreisvorstandes, folgten die Neuwahlen. Die Wahlleitung übernahm Peter Meier, Ortsvereinsvorsitzender der AWO Poing. Die Wahlen erbrachten folgende Zusammensetzung:
Vorsitzender bleibt Anton Richter, seine Stellvertreter sind Peter Dingler und Georg Hohmann. Als Beisitzer wurden Simone Rohrer und Jürgen Schäpe gewählt und die Revisoren sind Armin Richter, Gerald Fuchs und Roland Podehl.

Regina Besch

AWO - ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege - Leitbild und Leitsätze

Inhalt:

Einführung
Grundsatzprogramm
Leitsätze
Leitbild

Einführung

Die Arbeiterwohlfahrt ist unter den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege auf Grund ihrer Geschichte und ihres gesellschaftspolitischen Selbstverständnisses ein Wohlfahrtsverband mit besondere Prägung. In ihr haben sich Frauen, Männer und junge Menschen als Mitglieder und als ehren- und hauptamtlich Tätige zusammengefunden, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und um den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.

Die politischen Veränderungen in der Welt, vor allem die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa, die wiedergewonnene deutsche Einheit und der europäische Einigungsprozeß sind Anlaß, das seit 1987 geltende Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt neu zu gestalten. Damit sollen die Identität der Arbeiterwohlfahrt und die Gemeinsamkeit der in ihr wirkenden Menschen und Einrichtungen gestärkt werden. Neben einer zeitgemäßen Standortbestimmung will das Grundsatzprogramm zum kritischen Dialog in Staat und Gesellschaft beitragen und die innerverbandliche Diskussion fördern. Es gibt erhebliche Umbrüche in unserem Lande, und der spürbare Veränderungsprozeß hat viele der vertrauten Strukturen verändert – in der Familie, in den sozialen Bindungen zwischen Alt und Jung, Frauen und Männern, in der Arbeitswelt und in der Freizeit. Viele dieser Entwicklungen sind durch die Einflüsse moderner Technik ausgelöst und beschleunigt worden und bestimmen weitgehend unser Leben. Sie führen auch zu Ängsten und Belastungen, bei deren Bewältigung und Überwindung die Menschen Hilfe benötigen.
Auch die gesamtdeutsche Entwicklung ist nicht frei von Schwierigkeiten für Menschen und ihre Lebensbedingungen. Vor allem sind die neuen Länder wegen ihrer historisch begründeten unterschiedlichen Entwicklung davon betroffen. Die hierfür erforderlichen Hilfen stellen noch für viele Jahre eine besondere Aufgabe und Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar. Durch eine falsche Politik hat sich in den 90er Jahren eine Finanzkrise der öffentlichen Hände aufgebaut, die negative Folgewirkungen auf die sozialen Dienstleistungen und die sozialen Sicherungssysteme hat. Schrittweise wurde die soziale Sicherung für viele Menschen verringert, zugleich sind dem System marktwirtschaftliche Prinzipien verordnet worden, die dem Anspruch auf solidarisches Verhalten nicht gerecht wurden.
Begleitet von Harmonisierungsbestrebungen im europäischen Einigungswerk nimmt der sozialpolitische Veränderungsprozeß gravierende unsolidarische Formen an. Die Arbeiterwohlfahrt wird diesen Vorgängen nicht tatenlos zusehen, sondern aktiv darauf hinwirken, daß soziale Gerechtigkeit und Solidarität Kernpunkte des Handelns im Sozialstaat sind. In Zusammenarbeit mit anderen verantwortungsbewußt arbeitenden Gruppen und Organisationen wird die Arbeiterwohlfahrt notwendige Reformprozesse mitgestalten, um die sozialen Aufgaben auch für die Zukunft tragfähig zu halten. Dabei werden eine Reihe von Fragen geklärt werden müssen, die für die gesellschaftlichen wie für die innerverbandlichen Entscheidungen von grundlegender Bedeutung sind. Dazu gehören die Organisations- und Rechtsstrukturen des Verbandes ebenso wie die effiziente Gestaltung und Abgrenzung der ehren- und hauptamtlichen Arbeit, die Antworten auf die gesellschaftspolitischen Veränderungen und Reformen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Partnern in der nationalen und internationalen sozialen Arbeit. Die Freie Wohlfahrtspflege muß sich durch eine nachhaltige Modernisierung ihrer Strukturen als unverwechselbarer, wertgebundener und nicht-gewinnorientierter Anbieter kompetenter sozialer Dienstleistungen profilieren.

Es bleibt die Verantwortung von Politik und Staat, sozialstaatliche Aufgaben zu erfüllen und dazu auch die Vorrangstellung für einen frei-gemeinnützigen dritten Sektor zu erhalten und seine Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln. Trotz notwendiger Veränderungen im Hinblick auf wirksame Hilfestrukturen und kostenbewußtes Handelns dürfen soziale Dienstleistungen nicht dem freien Spiel von marktwirtschaftlichen Kräften preisgegeben werden. Sie haben sowohl hohen fachlichen Qualitätsstandards als auch unseren eigenen Wertmaßstäben gegenüber hilfe- und unterstützungsuchenden Menschen zu entsprechen. Soziale Kälte und kommerzieller Konkurrenzkampf dürfen die soziale Arbeit nicht prägen. Dennoch sind soziale Dienstleistungsangebote auch betriebswirtschaftlich zu gestalten. Darauf müssen sich die Verantwortlichen im Verband einstellen. Zugleich legt dieses Grundsatzprogramm fest, daß die Strukturen des Mitgliederverbandes im wesentlichen erhalten bleiben und wie bisher auf der Basis des Vereinsrechts organisiert werden. Es bleibt somit bei der „Verbandslösung“, das heißt, die verbands-demokratisch strukturierten Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt sind die Entscheidungsträger für die innerverbandliche ebenso wie für die unternehmerische Arbeit. Der Vereinsvorstand ist verantwortlich für beide Aufgabenbereiche. Neben der bisherigen Möglichkeit, die hauptamtliche Geschäftsführung als besonderen Vertreter des Vereins für bestimmte (personelle, wirtschaftliche und verwaltungsmäßige) Aufgabenbereiche zu bestellen, wird in diesem Grundsatzprogramm eine weitere zukunftsweisende Alternative vorgestellt. Mit ihr soll die haftungsrechtliche Verantwortung des Vorstands geregelt werden, indem die ehrenamtlichen Vorstände für die ihnen zugeordneten Aufgaben innerhalb des Mitgliedervereins und sozialpolitischen Interessenverbandes zuständig sind, während das geschäftsführende hauptamtliche Vorstandsmitglied in vollem Umfang für den ihm zur alleinigen Entscheidung übertragenen Bereich haftet. Damit wird die Arbeit ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder zwar nicht von der Grundverantwortung befreit, aber von der Mitverantwortung bei den laufenden Geschäftsaufgaben entlastet.

Mit einer Modernisierung ihrer Verbandsstrukturen will die Arbeiterwohlfahrt soziales Engagement und solidarisches Miteinander beleben und ihre sozialen Dienstleistungen qualitätsbewußt weiterentwickeln. Das neue Grundsatzprogramm soll dazu Richtschnur sein und zugleich ein anschauliches Bild von den gesellschaftsgestaltenden Absichten der Arbeiterwohlfahrt vermitteln.

Leitsätze

Die Leitsätze sind die Kernthesen des Leitbildes. Leitsätze und Leitbild sind Grundlage für das Handeln in der Arbeiterwohlfahrt. Sie kennzeichnen Ziele, Aufgabenverständnis und Methoden unserer Arbeit. Sie ermöglichen es uns, über unsere Tätigkeit zu diskutieren, sie kritisch zu hinterfragen und daraus notwendige Konsequenzen zu ziehen. Leitsätze und Leitbild gelten für Mitgliederverband und Unternehmensbereich gleichermaßen. Sie sind Orientierung für die Mitglieder, für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für das Jugendwerk.

Unsere Leitsätze

Die Arbeiterwohlfahrt kämpft mit ehrenamtlichem Engagement und professionellen Dienstleistungen für eine sozial gerechte Gesellschaft.

  • Wir bestimmen – vor unserem geschichtlichen Hintergrund als Teil der Arbeiterbewegung – unser Handeln durch die Werte des freiheitlich-demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
  • Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluß nimmt. Dieses Ziel verfolgen wir mit ehrenamtlichem Engagement und professionellen Dienstleistungen.
  • Wir fördern demokratisches und soziales Denken und Handeln. Wir haben gesellschaftliche Visionen.
  • Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten und fördern alternative Lebenskonzepte.
  • Wir praktizieren Solidarität und stärken die Verantwortung der Menschen für die Gemeinschaft.
  • Wir bieten soziale Dienstleistungen mit hoher Qualität für alle an.
  • Wir handeln in sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer und internationaler Verantwortung und setzen uns nachhaltig für einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen ein.
  • Wir wahren die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unseres Verbandes; wir gewährleisten Transparenz und Kontrolle unserer Arbeit.
  • Wir sind fachlich kompetent, innovativ, verläßlich und sichern dies durch unsere ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Leitbild

Wir bestimmen – vor unserem geschichtlichen Hintergrund als Teil der Arbeiterbewegung – unser Handeln durch die Werte des freiheitlich-demokratischen Sozialismus:
Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Der freiheitlich-demokratische Sozialismus ist wichtige Orientierung der Arbeiterwohlfahrt seit ihrer Gründung. Seine Werte haben nichts an Aktualität und Bedeutung verloren.

Solidarität bedeutet, über Rechtsverpflichtungen hinaus durch praktisches Handeln füreinander einzustehen. Wir können nur dann menschlich und in Frieden miteinander leben, wenn das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes von der Politik umgesetzt wird, wenn wir für einander einstehen und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer überwinden. Wer in Not gerät, kann sich auf die Solidarität der Arbeiterwohlfahrt verlassen. Solidarität ist auch Stärke im Kampf um das Recht.

Toleranz bedeutet nicht nur, andere Denk- und Verhaltensweisen zu dulden, sondern sich dafür einzusetzen, daß jedermann und besonders Minderheiten sich frei äußern können, in ihrer Religion und Weltanschauung nicht eingeschränkt werden und so leben können, wie sie es für angemessen halten. Toleranz endet dort, wo sie Gefahr läuft, mißachtet und mißbraucht zu werden. Solchen Gefahren stellt sich die Arbeiterwohlfahrt entgegen.

Freiheit ist die Freiheit eines jeden, auch des Andersdenkenden. Freiheit bedeutet, frei zu sein von entwürdigenden Abhängigkeiten, von Not und Furcht. Freiheit bedeutet, die Möglichkeit zu haben, individuelle Fähigkeiten zu entfalten und an der Entwicklung eines demokratischen, sozial gerechten Gemeinwesens mitzuwirken. Nur wer sich sozial gesichert weiß, kann die Chancen der Freiheit nutzen.

Gleichheit gründet in der gleichen Würde aller Menschen. Sie verlangt gleiche Rechte vor dem Gesetz, gleiche Chancen, am politischen und sozialen Geschehen teilzunehmen, das Recht auf soziale Sicherung und die gesellschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann.

Gerechtigkeit fordert einen Ausgleich in der Verteilung von Arbeit und Einkommen, Eigentum und Macht, aber auch im Zugang zu Bildung, Ausbildung und Kultur.

Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluß nimmt. Dieses Ziel verfolgen wir mit ehrenamtlichem Engagement und professionellen Dienstleistungen.

Die Arbeiterwohlfahrt beteiligt sich in allen gesellschaftlichen Bereichen und auf allen politischen Ebenen an Entscheidungsprozessen. Als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege wirkt sie insbesondere an der Gestaltung der Sozialpolitik und bei der Lösung sozialer Probleme mit und nimmt Einfluß auf die Sozialgesetzgebung. Die Arbeiterwohlfahrt betont dabei den Vorrang der staatlichen und kommunalen Verantwortung für die Erfüllung des Anspruchs auf soziale Hilfen, auf Erziehung und Bildung sowie für die Planung und Entwicklung eines zeitgerechten Systems sozialer Dienste und Einrichtungen. Sie fördert staatsbürgerliche Verantwortung und mitbürgerliche Gesinnung. Die Arbeiterwohlfahrt unterstützt und fördert den Selbsthilfegedanken und die Selbsthilfebewegungen. Sie versteht sich weiter als sozialpolitische Interessenvertretung aller Menschen, insbesondere jener, die sich allein kein Gehör verschaffen können. Ehrenamtlich und hauptamtlich Tätige arbeiten hierbei kollegial zusammen.

Wir fördern demokratisches und soziales Denken und Handeln. Wir haben gesellschaftliche Visionen.

Wir bekennen uns zur freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung. Ihre Existenz ist eine zwingende Voraussetzung für unsere Arbeit. Ihre Prinzipien sind unverzichtbare Grundlagen unseres Handelns. Entsprechend ist die Arbeiterwohlfahrt vereinsrechtlich organisiert, demokratisch und föderativ aufgebaut; die verbandspolitische Willensbildung geht von den Mitgliedern aus. In unseren Verbandsgliederungen, Einrichtungen und insbesondere innerhalb unseres Kinder- und Jugendverbandes, dem AWO-Jugendwerk, eröffnen wir Kindern, Jugendlichen und sozial engagierten jungen Erwachsenen eigenständige Betätigungs- und Beteiligungsrechte. Wir fördern eine neue Kultur, einen neuen Gesellschaftsvertrag für das friedliche und solidarische Zusammenleben und Zusammenwirken der Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Wir entwickeln Alternativen zu übersteigerten Formen des Individualismus im gesellschaftlichen Leben. Dafür wollen wir den ganzen Einsatz unserer Einrichtungen, Dienste, unserer Mitglieder und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen .

Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten und fördern alternative Lebenskonzepte.

Maßstab für das Handeln der Arbeiterwohlfahrt sind die Lebenslagen, Bedürfnisse, Erwartungen und eigenen Möglichkeiten der Menschen. Wer mit einem Anliegen zu uns kommt, bleibt in der Selbstverantwortung für sein Handeln. Wir beraten und unterstützen mit dem Ziel, die Eigeninitiative zu erhalten und zu stärken. Wir helfen Menschen, ihre persönliche Lebensplanung zu entwickeln und den dafür geeigneten Weg zu finden.

Wir praktizieren Solidarität und stärken die Verantwortung der Menschen für die Gemeinschaft.

Wir stehen für solidarische Hilfe zur Selbsthilfe. Wir gewähren Rat, Unterstützung und Hilfen, unabhängig von ethnischer Herkunft, Nationalität, Religion, Weltanschauung oder Geschlecht. Die Arbeiterwohlfahrt wendet sich Menschen zu, die Hilfe und Unterstützung in gelebter Solidarität benötigen. Die Arbeiterwohlfahrt schafft die Voraussetzungen für tätige Mitarbeit in der Gesellschaft durch freiwilliges Engagement.

Wir bieten soziale Dienstleistungen mit hoher Qualität für alle an.

Fachliches und kompetentes Handeln und Verläßlichkeit in unseren Entscheidungen sind unverzichtbar. Sie bestimmen den Erfolg, das Ansehen und die Glaubwürdigkeit des Verbandes in der Öffentlichkeit, bei den Mitgliedern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Für ihren humanitär-politisch begründeten Beitrag zum Sozialstaat bedarf die Arbeiterwohlfahrt des kooperativen Zusammenwirkens von ehren- und hauptamtlicher Arbeit. Beide Bereiche sind gleichbedeutend und profitieren voneinander. Dafür müssen geeignete Regeln und Arbeitswege geschaffen und beachtet werden. Die Förderung des ehrenamtlichen Bereichs dient der Zukunftssicherung der Arbeiterwohlfahrt .

Wir handeln in sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer und internationaler Verantwortung und setzen uns nachhaltig für einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen ein.

Der Arbeiterwohlfahrt sind die Zusammenhänge zwischen Sozialem, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Umwelt auch im globalen Maßstab bewußt. Wirtschaftliche Stabilität ist für uns eine wichtige Grundlage des sozialen Zusammenhalts in der Gesellschaft. Daher erwarten wir von den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik, daß sie bei ihren Entscheidungen die Belange der Menschen in den Vordergrund stellen. Die Arbeiterwohlfahrt fördert die internationale Zusammenarbeit mit dem Ziel eines friedlichen Zusammenlebens der Völker. Außerdem wollen wir mithelfen, die wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen und in ihrer Globalisierung sozial beherrschbar zu machen. Bausteine dazu sind unsere aktive Mitgliedschaft in den internationalen Zusammenschlüssen der Arbeiterbewegung wie „SOLIDAR“, „AWO International“ und unsere Projekte in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Auch in der Verbandsarbeit und bei unserer wirtschaftlichen Tätigkeit folgen wir einer nachhaltigen Umwelt-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik.

Wir wahren die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unseres Verbandes; wir gewährleisten Transparenz und Kontrolle unserer Arbeit.

Wir handeln wirtschaftlich und machen unsere Arbeit durchschaubar. Die Arbeiterwohlfahrt als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege arbeitet nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und fachlichen Standards. Sie bewertet ihren Erfolg aber nicht allein an den Betriebsergebnissen. Für die Arbeiterwohlfahrt steht der Mensch im Mittelpunkt. Bei allen betriebswirtschaftlichen Erfordernissen sind für uns die soziale Verantwortung und die Orientierung am Gemeinwesen bestimmend. Die Betriebswirtschaft hat dienende Funktion. Ihre Aktivitäten finanziert die Arbeiterwohlfahrt aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, öffentlichen Zuwendungen und Entgelten für Dienstleistungen. Wir kontrollieren deren sachgerechte und rechtmäßige Verwendung durch interne und externe Prüfungen und Beratungen. Wir legen regelmäßig auch der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft über unsere Tätigkeit ab. Wir entlassen die öffentliche Hand nicht aus ihrer Verantwortung für die Grundsicherung der sozialen Arbeit .

Wir sind fachlich kompetent, innovativ, verläßlich und sichern dies durch unsere ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Arbeiterwohlfahrt legt großen Wert auf die stetige fachliche und persönliche Entwicklung ihrer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch interne und externe Qualifizierungsmaßnahmen. Sie motiviert zum ehrenamtlichen Mitarbeiten, fordert Einsatz und fördert Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Bei der Weiterentwicklung und Erneuerung des Verbandes wird die Mitarbeiterschaft beteiligt. Unsere Arbeitsstrukturen gestalten wir kooperativ, human, funktional und wirtschaftlich. Nur wenn diese Ansprüche in der Praxis umgesetzt werden, können sich Mitglieder und ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Verband identifizieren.

Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt

Beschlossen auf der Sonderkonferenz (Nov. 1998) in Düsseldorf

Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt [PDF]
In dieser Datei sind die gesellschafts-, sozial- und fachpolitischen Grundlagen der Arbeiterwohlfahrt sowie die Struktur des Verbandes beschrieben. In dem Kapitel Fachpolitik sind Grundsätze zur Arbeit, Alten- und Gesundheitshilfe, zu Menschen mit Behinderungen, Familien, sowie zur Frauen- und Migrantenpolitik ausführlich dargestellt und vermitteln einen guten Überblick über die Tätigkeitsbereiche der AWO.